Ateliergeschichten: and the living is easy?

Silke Erdtmann/Blog/Isar

Was für ein Sommer - endlich mal einer, der nicht nur gefühlte drei Wochen dauert, sondern ein paar Monate.

Es stellt sich ein mediterranes Lebensgefühl ein, und das darf von mir aus noch lange so weiter gehen.

Meine Laune ist jedenfalls (auch) wetterbestimmt.

 

Letztes Wochenende in München gewesen.

Um zwei Dinge beneide ich die Münchner, und damit meine Tochter, die seit einem Jahr in München studiert, besonders.

Um die Isar und um die vielen, vielen, vielen Ausgehmöglichkeiten.

Die Isar ist zur Zeit ein einziger, langer, wunderbarer Stadtstrand, und im Gegensatz zu Pegnitz oder Wöhrder See, hätte man sogar Lust, rein zu gehen.

Um eines beneide ich die Münchner allerdings nicht - um die Touristenmassen. Horden von selfiegeilen Asiaten bevölkern die Innenstadt, weil sie Gott sei Dank nicht herausfinden wollen, dass München viel schönere Ecken hat.

Am schlimmsten ist es rund um den Odeonsplatz, wo die üblichen Luxusboutiquen ansässig sind. Jede Asiatin, Araberin und Provinzdrossel aus Deutschland hält Prada, Gucci und Dallmayr für die Krone der Schöpfung.

Ne Leute, die schönen kleinen Läden sind ganz woanders.

Aber das weiß ich auch erst, seitdem ein Familienmitglied sich auskennt.

Zurück in Nürnberg hoffe ich einfach, dass die Stadt weiter ein bisschen vor sich hin schnarcht, damit es die Massen auch zukünftig nach München zieht.

Einen Wermutstropfen hat der Sommer für mich, leider. Es wird der letzte sein, den wir in diesem Haus verbringen, denn wir werden ausziehen müssen.

Der Enkel des Vermieters meint, er müsste mit Anfang Zwanzig in ein Haus ziehen - damit er genügend Platz für seine Hunde hat, der Sascha Pascal.

Eigentlich sage ich ja schon seit Jahren, dass ich gern umziehen würde, wenn die Kinder aus dem Haus sind - endlich mal auf einer Ebene wohnen. Einen Schnitt machen, um mit einem Lebensabschnitt abzuschließen und wieder Lust auf einen neuen zu bekommen.

Aber, wie es so ist, man kriegt den Hintern nicht hoch, ohne Druck.

Ja, den haben wir jetzt, und ich gebe zu, ich habe auch etwas Schiss. Davor, dass meine Vorstellungen enttäuscht werden, denn wer will sich schon verschlechtern ?

Ok, an diesem Haus war auch vieles nicht schön - die rotzbeigen Fliesen in der Küche, an Wand und Boden, die schweinchenrosa Waschbecken und Badewanne... Alles Zeichen von richtig schlechtem Geschmack, aber irgendwann hat man es nicht mehr gesehen. Wir haben 22 Jahre hier gewohnt, meine Töchter sind hier groß geworden, zur Grundschule gegangen, alle Verkäuferinnen beim Gemüseladen und beim Metzger kennen einen seit Jahren beim Namen.

Die Nachbarn sind etwas spießig, aber vertraut, es könnte schlimmer sein.

Ja, ich bin auch traurig, ich glaube, ich werde noch ein paar nächtliche Panikattacken haben.

 

Ich werd´s berichten...

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Andreas Dach (Samstag, 21 Juli 2018 13:29)

    Tut mir Leid von Eurem Umzug zu hören! Aber wie bei Forrest Gump: Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, man weiss nie was drin ist!
    Wünsche Euch viel Glück

    Andreas