Man vermisst sie erst, wenn sie weg sind, die Rituale, die dem Leben eine Struktur geben.
Gerade in den öden Wintermonaten, den grauen Tagen, mag ich es, an Samstagen immer wieder bestimmte Trosteinheiten zu wiederholen.
Nach dem Wochenendeinkauf beim Italiener den besten Cappuchino ever zu trinken...mit immer den gleichen Tischnachbarn, die sich dort regelmäßig treffen.
Oder, nach dem Bummeln in Nürnberg ein belegtes Brot mit einem Gas Wein zu genießen.
Für mich bedeuten diese kleinen kulinarischen Highlights viel-
das vermisse ich zur Zeit am meisten.
Ich frage mich, ob das nicht ziehmlich oberflächlich ist, seine Lebensfreude so mit dem Konsumieren zu verbinden, aber es ist nicht nur das Essen, Trinken, Kaufen, es ist auch der Kontakt zu den Menschen, die es zubereiten, bringen, mit einem ins Gespräch kommen und die sich irgendwann auch über einen als Stammgast freuen.
Das finde ich nicht oberflächlich.
Im besten Fall ist es doch sehr persönlich.
Lange habe ich nicht verstanden, warum Menschen gläubig sind, jeden Sonntag in die Kirche gehen, unbedingt religiöse Rituale einhalten wollen.
Jetzt verstehe ich es ein bisschen besser, es geht gar nicht um die Handlung an sich, es geht darum seinem Leben ein paar Regeln zu geben, die zu einem passen, die einem Trost geben. Die einen beten zusammen, die anderen essen zusammen.
Und über Essen kann man mit jedem reden - absolut jedem, mit sehr viel Toleranz...und das ist doch sehr tröstlich!
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Andreas Dach (Montag, 04 Januar 2021 16:23)
Schön geschrieben und Wirklichkeit entsprechend